Wie Lebendigkeit und Kreativität in eine Bildung für nachhaltige Entwicklung einfließen und welche Lernerfahrungen sie beflügeln können, beschäftigt uns in verschiedenen Bildungsprojekten seit mehr als 20 Jahren. Wir möchten Diskussionen in den öffentlichen Raum tragen, raus aus den engen Zirkeln und geschlossenen Räumen von politischen Veranstaltungen, Fachtagen und Seminaren, in denen sich Beteiligte ihre Meinungen gegenseitig bestätigen oder ihre unterschiedlichen Positionen vortragen. Politische und ökonomische Interessen gilt es zu erkennen und zu benennen. Zugleich brauchen wir Mut, Zuversicht, Humor und Leidenschaft, um uns für mögliche und unmögliche Zukunftsszenarien zu öffnen. Was berührt Menschen mit unterschiedlichsten Wissens-, Erfahrungs- , Arbeits- und Lebenskontexten, wenn es darum geht, gleichberechtigt zu klären, in welcher Welt wir und unsere Kinder leben wollen und welche Entscheidungen und Handlungsschritte dahin führen?
Die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) formulieren dazu umfassende Zielvorgaben: Armut und Hunger beenden, Maßnahmen zum Klimaschutz, Diskriminierung beenden, Menschen- und Kinderrechte verwirklichen u.v.m. Doch ohne ein breites Engagement, eine aktive Mitgestaltung und umfassende Teilhabe der Zivilgesellschaft und ohne ein tiefgehendes Gefühl des Betroffen- und Gemeint-Seins, das viele Menschen erfassen muss, ist die Verwirklichung solch großer Ziele nicht möglich.
Die SDGs beinhalten auch Unvereinbarkeiten und Widersprüchlichkeiten einzelner Ziele, z.B. durch eine Wachstumsideologie. Wir teilen die Kritik vom Dachverbands der Entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen (VENRO), dass in ihnen “…die strukturellen Ursachen von Armut und sozialer Ungleichheit, die durch das globale Wirtschafts-, Finanz- und Handelssystem begünstigt werden, (…) nicht ausreichend benannt (werden). Und grundlegende Zielkonflikte wie der zwischen weiterem Wirtschaftswachstum und der Endlichkeit der natürlichen Ressourcen (…) bestehen (bleiben).” Im Kontext der weltweiten Corona Pandemie ist die Tragweite dieser Widersprüchlichkeiten noch verschärfter hervorgetreten.
Der Wechsel zu einer sozial gerechten und ökologisch verantwortlichen, nachhaltigen Entwicklung erscheint uns im Kern als eine kulturelle Aufgabe. Kulturell bedeutet für uns die Gesamtheit der menschlichen Ausdruckspotentiale, eine alle Sinne umfassende Interaktion mit der lebendigen und materiellen Mitwelt. Kunst und kreative Gestaltung können, so hoffen wir, Katalysator sein für unbefangene Sichtweisen auf neue Entwicklungsperspektiven, welche die Diskussion um die globalen Nachhaltigkeitsziele dringend braucht.