Die Story zum SDG 2: Ernährung sichern
beschäftigte schon vor hundert Jahren Bertold Brecht in seinem Gedicht „Die Drei Soldaten und der Weizen“:
„Der grosse Mangel an Weizen und Brot
Macht mehr Leute als der Weltkrieg tot.
Im vorigen Jahr in Amerika
Wuchs überall Weizen, so weit man sah.
Und wenn man ging drei Wochen gradaus
Rechts und links ging der Weizen nicht aus.
(…)
Und als nun endlich im vorigen Jahr
All der Weizen beisammen war
Da kamen fünf reiche Leute einher
Die gossen den Weizen in das Meer.
Denn diesen fünf Leuten gehörte der Weizen so gut
Wie dir dein Stiefel und mir mein Hut.
Und wenn’s zu viel Weizen gibt auf der Erd‘
Dann ist er nicht mehr soviel wert
Denn etwas, wovon es zu viel gibt
Wird schlecht bezahlt und ist nicht beliebt:
Da kaufen die Leute dann nichts und laufen
Woanders hin, wo sie es billiger kaufen.
Drum sagten die reichen Leute verdrossen:
Der Weizen wird in das Meer gegossen.
(…)
aus: Bertholt Brecht & George Grosz. Die Drei Soldaten. Ein Kinderbuch. 1932
Der vollständige hochaktuelle Text ist HIER zu lesen.
Ein SDG, das uns bei unserer Auseinandersetzung mit den UN-Nachhaltigkeitszielen immer wieder begegnete, war das SDG 10: „Ungleichheiten in und zwischen Ländern reduzieren“. Während der Corona-Pandemie wurden die globalen Ungleichheiten zwischen den Ländern nochmal sehr deutlich sichtbar, aber auch in der Befassung mit den Themen „Gesundheit“, „Armut“ oder „Konsum“ und den anderern SDGs kamen wir immer wieder darauf, wie grundlegend dieses Thema für alle SDGs ist. Nach einem Fachgespräch zum SDG 10 und einer sehr spannenden Diskussion mit dem politischen Ökonomen Christoph Ernst über koloniale Kontinuitäten und die historischen Hintergründe globaler Ungleichheiten begannen wir mit der Ideenentwicklung für ein entsprechendes Motiv. Allerdings mussten wir schnell feststellen, dass das Thema so breit war, dass wir uns nicht so schnell auf einen speziellen Fokus einigen konnten und mehr Zeit und Recherchen für seine visuelle Umsetzung benötigten.
Deshalb entschieden wir uns, es vorerst zurückzustellen und uns stattdessen einem anderen Thema zu widmen, mit dem wir uns im Zuge der Motive für SDG 1 (Armut beenden) oder SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen) bereits ausführlicher befasst hatten: nämlich den in SDG 2 festgeschriebenen Themen „Hunger“ und „Ernährungssicherheit“.
Ausgangspunkt unserer Überlegungen war die von verschiedenen Politik- und Sozialwissenschaftler:innen vertretene analytische These, dass Hunger kein Schicksal ist, sondern menschengemacht – und damit prinzipiell veränderbar. Diese These wird vor allem von dem Schweizer Soziologen Jean Ziegler faktenreich vertreten. Er war u.a. bis 2008 UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk erklärt er: „Börsenspekulation auf Nahrungsmittel tötet Menschen!“
Kurz erwogen wir, nur den Satz „Hunger wird gemacht“ mit weißer Schrift auf schwarzem Grund auf das Wandbildbanner zu bringen, verwarfen diese Idee aber bald wieder.
Bei weiteren Recherchen zum Thema wurden wir auf die vom European Institute of Innovation and Technology (EIT) geförderte Plattform foodunfolded aufmerksam. foodunfolded lenkt das Augenmerk darauf, wie eng unsere Nahrungsmittel mit unserem Leben und unserer Gesellschaft verflochten sind. Die Initiative stellte uns nach einem inhaltlichen Austausch über das Thema eine ihrer grafischen Ideen zur Weiterentwicklung zur Verfügung.
So entstand schließlich das Motiv zum SDG 2: „Ernährung sichern“ in enger Zusammenarbeit mit dem Team von foodunfolded. Wir bedanken uns herzlich für diese Kooperation, in der wir ein Motiv, das von der Grafikdesignerin und Künstlerin Cait Mack entwickelt worden war, als Ideengrundlage für das Wandbild nutzen, umgestalten und weiterentwickeln durften! Für diese Neugestaltung gilt unser Dank der Grafikerin Ulrike Sommer, die seit vielen Jahren die Wandbilder inhaltlich und grafisch mitgestaltet und dieses neue Motiv mit ihren Ideen und ihrem Können entscheidend umgesetzt hat.






