Nachhaltige Energie für Alle

Ein neues Wandbild zum SDG 7 hängt im Karolinenviertel

„Das maßlose Energiemonster verschlingt gierig Windräder-Spaghetti mit Atom-Tomaten in Erdölsoße… es ist ein Vielfraß und Nimmersatt. Um sich aufzuladen, frisst es alle Formen von Energie ohne darüber nachzudenken, wer den Preis zahlt…“ So beschreiben die Gestalter:innen Jonna Tuchtbeld und Erik Przkopanski ihr Wandbildmotiv.

Entstanden ist das Bild im Kurs „Illustration“ an der Freien Schule für Gestaltung (FSG) in Hamburg-Wilhelmsburg, der im August 2024 startete. „In dem Kurs ging es darum, verschiedene analoge Techniken in der Verbindung mit digitalen Möglichkeiten zu erlernen, um inhaltliche Aussagen zu produzieren“, so die Kursleiterin Gaby Bergmann. Für das Projekt „Globale Ziele – lokal gestaltet“ bot sich hier eine gute Gelegenheit, junge Studierende der FSG zur Gestaltung eines Wandbildmotivs einzuladen. Gewählt wurde SDG 7: Nachhaltige Energie für alle!
Die Politikwissenschaftlerin und Humangeographin Anna Fünfgeld setzte den „starting point“ mit einem kurzen anschaulichen Input zum Thema. Innerhalb weniger Wochen entwickelten die Kursteilnehmer:innen, alleine oder in Teams, dann Motive, in denen sie ihre Gedanken komprimiert in „Illustration“ umsetzten. „Das Projekt bot die Möglichkeit für die Studierenden, mit einer gesellschaftsrelevanten Aussage im öffentlichen Raum sichtbar zu werden und damit eine Wirksamkeit zu erzielen. Die Herausforderung war eine sehr kurze Zeitspanne der Umsetzung. Da dieser Themenkomplex für die junge Generation sehr bewegend ist, war ich zuversichtlich, dass das Projekt als ein kreatives Ventil dienen kann und die jungen Stimmen visuell wahrgenommen werden können,“ erklärte die Dozentin Gaby Bergmann.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden, deren Entwürfe hier zu sehen sind:

Jede:r Teilnehmer:in hatte die Gelegenheit, das erarbeitete Motiv vorzustellen und zu besprechen. Ausgewählt für die Wandbildplane wurde am Ende das „Energiemonster“ mit seiner stilisierten maß- und grenzenlosen Fresslust.
Das Bild ist eines von vier Entwürfen, die Jonna Tuchtfeld und Erik Przkopanski gemeinsam erarbeitet hatten.

„Wir haben uns farblich auf schwarz-gelb festgelegt, weil wir meinten, dass dies besonders viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Stil sollte ‚rough‘ und ‚street art style‘ sein und ins Karolinen- und Schanzenviertel passen. Und weil wir auch ein bisschen die Zielgruppe sind…“ meinten die beiden Gestalter:innen. „Es sollte ein Gesicht sein, etwas Persönliches, und deutlich machen, dass das Monster gierig und rücksichtslos Energie frisst.“

Bei der Vorstellung der Entwürfe aller Kursteilnehmer:innen wurde klar, wie intensiv sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben und wie herausfordernd es war, ein hochkomplexes Thema in Bildsprache zu übersetzen. Laura Pusback erklärte zu ihrer Arbeit: “Auch wenn wir sie oft gekonnt ignorieren, koloniale Strukturen sind nie verschwunden, noch immer profitiert der Westen durch die Ausbeutung des Südens. Auch bei der grünen Wende ist das so. Denn die Ressourcen dafür kommen oftmals aus dem Globalen Süden. Auch bei den Windrädern werden Menschen beim Abbau der benötigten Ressourcen ausgebeutet.

Prominent waren auch die Brillen. Mehrere Gestalter:innen lenkten auf ihren Entwürfen den Blick durch die Brille der Illusionen hin zur Realität: unserem täglichen Energiekonsum. Auf unterschiedliche Weise verwiesen sie mit ihren Entwürfen auf unser aller Engeriefressen z.B. beim Smartphonegebrauch und Datenkonsum. Brille ab – Augen auf!, so die Aufforderung. Bei der Auswahl des endgültigen Motivs wurden wir von Anna Fünfgeld begleitet: “Es ist nicht einfach, die Komplexität dieses Themas auf ein einziges Bild zu reduzieren und ich denke es war gut, dass hier eine klare Entscheidung für einen Themenaspekt getroffen wurde.”

Wir bedanken uns bei allen Studierenden, der Leitung und Kursleitung der Freien Schule für Gestaltung, die den Charakter des Wandbildprojektes aufgegriffen haben: Die UN-Nachhaltigkeitsziele in Hamburg sichtbar zu machen – mit künstlerischen Mitteln und der Beteiligung unterschiedlicher Menschen verschiedene Perspektiven aufzugreifen, ganzheitliche Ideen und Visionen zu entwickeln, Grenzen zu überschreiten, Dinge frei zu denken und neu zu ordnen, alle Sinne einzubeziehen und Irrationales und Ambivalentes zuzulassen.