Das Motiv unseres vierten Wandbildbanners zum SDG 13 kam im Juli 2020 an die Wand. Es wurde von Ronald SSemaganda aus Kampala/Uganda gestaltet und ist während eines internationalen Kulturprojektes in Dar es Salaam/Tansania entstanden.
Mehr zum Künstler, zum Motiv und zum Wandbildprojekt in Dar es Salaam gibt es in diesem Interview mit Ronald SSemaganda sowie in diesem Video mit dem tansanischen Künstler Leonard Meck.
Dass der Klimawandel oder vielmehr: die Klimakrise von Menschen gemacht wird – darin sind sich die Klimaforscher*innen weitgehend einig. So bestätigt der fünfte Sachstandsbericht des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change/IPCC) eindeutig, dass sich das Klima gegenwärtig ändert und dass dies auf menschliche Einflüsse zurückzuführen ist. Eine Zusammenfassung der Auswirkungen des Klimawandels bieten zudem der wissenschaftliche Report des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und ein weiterer Sonderbericht des Weltklimarates vom Herbst 2018.
Dabei sind es vor allem die Aktivitäten der Menschen in hoch-industrialisierten Staaten, die mit ihrer intensiven Nutzung fossiler Energieträger und ihrer ressourcenintensiven und imperialen Lebensweise für den Großteil der Emissionen von klimaschädlichen Gasen verantwortlich sind und damit die Erdüberhitzung vorantreiben. Deren Auswirkungen treffen dagegen vor allem die Bevölkerungen in den Ländern des Globalen Südens und vor allem solche Gruppen, die besonders von verlässlichen klimatischen und ökologischen Bedingungen abhängig sind wie indigene und kleinbäuerliche Gemeinschaften – und hier besonders die für Familie, Gesundheit und Ernährung zuständigen Frauen. Diese Gruppen haben, genauso wie in Armut geratene Familien, Tagelöhner und Wanderarbeiter*innen, Geflüchtete und Verfolgte, ältere oder kranke Menschen sowie andere marginalisierte Bevölkerungsgruppen oft nur unzureichende Möglichkeiten, sich klimatischen Veränderungen anzupassen oder vor Extremwetter zu schützen. Die hochtechnologisierten Industrienationen verfügen dagegen über ausreichende Mittel und Technologien zur Anpassung und zum Schutz gegen die Folgen des Klimawandels. Diese Ressourcen haben sie wiederum in der (kolonialen) Vergangenheit und im gegenwärtigen ausbeuterischem Weltwirtschaftssystem genau durch jene Aktivitäten angehäuft, die zu den klimatischen Veränderungen geführt haben.
Die ohnehin bestehenden globalen Ungleichheiten werden so noch verstärkt und zusätzlich dadurch zementiert, dass die besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen in den entscheidenden Gremien und Debatten auf lokaler und internationaler Ebene häufig unterrepräsentiert sind.
Der Umgang mit und die Anpassung an die Erderwärmung muss folglich in viel umfassendere ökonomische, gesellschaftliche und machtpolitische Zusammenhänge gestellt und als eine Frage der globalen Gerechtigkeit behandelt werden; kurz: es geht um Klimagerechtigkeit, die Zukunftsfähigkeit eines kapitalistisch-industriellen “fossilen” Lebensstils und die Umverteilung von Macht und Ressourcen. Deshalb ist die wachsende internationale Bewegung für Klimagerechtigkeit eng verbunden mit Konzepten von DeGrowth und Gemeinwohlökonomie, De-Kolonisierung und Anti-Rassismus, mit der Frage nach Menschenrechten und Geschlechtergerechtigkeit, mit Forderungen nach ökologischem Landbau, Fairem Handel und einem „Guten Leben für Alle“.
Im Globalen Nachhaltigkeitsziel 13 wird gefordert, dass die Staatengemeinschaft umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen müssen.
Zu den Unterzielen gehören die Stärkung der Widerstands- und Anpassungsfähigkeit aller Länder gegenüber klimabedingten Gefahren und Naturkatastrophen, der Einbezug von Klimaschutzmaßnahmen in die nationalen Politiken und Strategien, die Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung, die Verbesserung der personellen und institutionellen Kapazitäten im Bereich des Klimaschutzes und der Klimaanpassung, die Ausstattung eines Grünen Klimafonds und die Förderung der Planungs- und Managementkapazitäten im Bereich des Klimawandels in kleinen Ländern und Inselstaaten – mit gezielter Ausrichtung auf Frauen, junge Menschen sowie lokale und marginalisierte Gemeinwesen. Der genaue Wortlauf des SDG13 (und der gesamten Agenda 2030) kann hier eingesehen werden.
Ein bedeutender Schritt auf dem Weg zu diesen Zielen war das Klimaabkommen von Paris (COP21), das im November 2016 in Kraft trat. Hierin vereinbarten die beteiligten Staaten, den globalen Temperaturanstieg deutlich unter zwei Grad (möglichst auf 1,5Grad) im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ein Gleichgewicht zwischen Emissionen und Abbau der Treibhausgase herzustellen und ein Budget für eine aktive Klimaschutzpolitik und die Anpassung an die Klimawandelfolgen bereit zu stellen. In der Folgezeit sind die wenigsten Staaten jedoch diesen vertraglichen Vereinbarungen nachgekommen und die USA ist sogar aus dem Klimaabkommen ausgestiegen. Die Treibhausgasemissionen steigen weiter an.
Aktuelle, gut recherchierte Informationen aus Klimawissenschaft und Klimakommunikation bietet die Seite klimafakten.de. Über Entwicklungen in der nationalen und internationalen Klimapolitik informieren u.a. die Journalist*innen der Klimareporter.
Die Bundesregierung verabschiedete im November 2016 einen langfristigen Klimaschutzplan 2050, der vorsieht, das Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts “weitgehend treibhausgasneutral” wird. Die beschlossenen Maßnahmen dieser Langfriststrategie werden jedoch von Fachleute und Klimaaktivist*innen vielfach als unzureichend kritisiert. Einen ambitionierteren Klimaplan legte der Hamburger Verein GermanZero im Herbst 2019 vor: Mit Maßnahmen wie einer raschen Umstellung auf erneuerbare Energien, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Steigerung von Ressourcen- und Energieeffizienz, die Förderung geschlossener Produktions- und Wirtschaftskreisläufe, gezielter Verbraucheraufklärung und den Schutz natürlicher Kohlendioxidspeicher (Wälder, Moore) könnte ihrer Ansicht nach Deutschland bereits im Jahr 2035 klimaneutral sein.
In Hamburg wurden im Dezember 2019 ein neuer Klimaplan und ein neues Klimaschutzgesetz verabschiedet. Durch verschiedene Maßnahmen soll der CO2-Ausstoß in der Hansestadt bis 2030 um 55 Prozent sinken, bis 2050 soll Hamburg klimaneutral werden. Eine kritische Stellungnahme dazu hat der Hamburger Zukunftsrat verfasst, der den Plan in Teilen als “mutlos” bezeichnet und die immer noch fehlende Gesamtstrategie zur Nachhaltigkeit bemängelt.
Zahlreiche Institutionen, Projekte und Initiativen setzen sich in Hamburg für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit ein und verbinden damit eine sozial-ökologische Transformation. Hier eine Auswahl:
CreACTiv für Klimagerechtigkeit
Im Projekt “CreACTiv für Klimagerechtigkeit” wird durch den Austausch zwischen Jugendlichen aus dem Globalen Süden und Schüler*innen in Hamburg das Thema Klimagerechtigkeit erlebbar: die sonst häufig eher als abstrakt wahrgenommenen „Folgen des globalen Klimawandels“ bekommen durch die Begegnung Gesichter und Stimmen. Die Jugendlichen befassen sich damit, welche Folgen der Klimawandel in verschiedenen Regionen der Erde hat und wie das Thema Gerechtigkeit damit zusammenhängt. In Kunst- und Theaterworkshops, auf der Straße, in der Schule und online. Hier gibt es mehr zu den Unterrichtsangeboten .
Wetter.Wasser.Waterkant – Climate Ambassadors e.V.
Eine kostenfreie Bildungswoche für Schulen zu Klima, Nachhaltigkeit und gesellschaftlichem Wandel, die jedes Jahr im September in der Hafen City Hamburg stattfindet. Hier geht’s zur Website und den aktuellen Terminen.
Fridays for Future, Ortsgruppe Hamburg
Die Ortgruppe von Fridays4Future plant Demonstrationen, Mahnwachen, Fahrraddemos, Menschenketten, Clean-Ups und andere Aktionen in Hamburg. Laut und Leise – bis die Politik handelt und Maßnahmen ergreift, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Auf ihrer Seite sind Infos zu Terminen, AGs und Aktionsmaterialien zu finden. Außerdem gibt es Infos auf WhatsApp und Telegram, bei Twitter, Facebook und Instagram!
Die Hamburger Klimawoche findet alljährlich im September an vielen Orten in der Hansestadt statt, die zentralen Veranstaltungen auf dem Rathausmarkt. Bildungsangebote und weitere Aktionen im ganzen Jahr werden auf der Webseite veröffentlicht.
Tschüss Kohle – eine erfolgreiche Volksinitiative
Die Initiative “Tschüß Kohle” sammelte 22494 Unterschriften für ein Gesetz zum Kohleausstieg in Hamburg. Grundlage des Vorgangs ist die Hamburgische Volksgesetzgebung, 1996 eingeführt. Diese räumt Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit ein, Gesetzentwürfe einzubringen, über welche die Bürgerschaft dann befinden kann. Voraussetzung sind mindestens 10 000 Unterschriften von Wahlberechtigten im Sinne der Reform. “Tschüss Kohle” sammelte zwischen Februar und Juni 2018 exakt 22 494 Unterschriften für ein Gesetz zum Kohleausstieg bis 2025. Mit Erfolg! Ein breites Bündnis von Organisationen und Personen arbeitet weiterhin zusammen um den Kohleausstieg zu beschleunigen.
System Change – not Climate Change! So das Motto der bundesweiten Bewegung Ende Gelände. Mit Aktionen u.a. im Hambacher Forst, im Rheinischen Braunkohle Revier und vor der SPD Zentrale in Berlin setzen sich Aktivist*innen kraftvoll gegen Kohlekraftwerke ein.
Die Infostelle Klimagerechtigkeit ist Teil des Zentrums für Mission und Ökumene der Nordkirche. Sie unterstützt die Entwicklung von Klimaschutzprojekten und führt Bildungsarbeit zum Thema Klimagerechtigkeit, Klimaschutz und Klimawandel durch. Die Infostelle ist Mitglied in der:
Die Klima-Allianz Deutschland ist das breite gesellschaftliche Bündnis für den Klimaschutz. Mit über 130 Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Umwelt, Kirche, Entwicklung, Bildung, Kultur, Gesundheit, Verbraucherschutz, Jugend und Gewerkschaften setzt sie sich für eine ambitionierte Klimapolitik und eine erfolgreiche Energiewende auf lokaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene ein. Als breites Bündnis bildet sie ein Gegengewicht zu den Interessen vieler Akteure aus Politik und Wirtschaft und trägt dazu bei, Blockaden in der Klimapolitik zu überwinden. Sie bringt Menschen zu gemeinsamen Aktionen zusammen und macht damit deutlich, dass Klimaschutz ein Anliegen aus der Mitte der Gesellschaft ist. Ihre Mitgliedsorganisationen repräsentieren zusammen rund 25 Millionen Menschen.