Interview mit Ronald Ssemaganda

Das Motiv unseres aktuellen Wandbildbanners zu SDG 13 wurde von Ronald SSemaganda aus Kampala/Uganda gestaltet und ist während eines internationalen Kulturprojektes in Dar es Salaam/Tansania entstanden. Wie er dazu gekommen ist, was Kunst für ihn bedeutet und welche Ideen er mit seinem Motiv verbindet, erzählt er in dem folgenden Interview, das wir mit ihm im Mai 2020 geführt haben:

Ronald, du bist Tänzer, Musiker, Fotograf, Autor und bildender Künstler. Wie bist du zur Kunst und zum Malen gekommen?

Schon als kleines Kind hab ich angefangen zu malen. Ich hab oft meinem großen Bruder zugesehen, wenn er Skizzen angefertigt und gezeichnet hat. Es gab mir immer ein tolles Gefühl dabei zuzusehen, wie die Bilder entstanden. Nach und nach hab ich von ihm gelernt und hab dann angefangen, selber so zu malen, wie er mir das beigebracht hat. Ich hab seitdem nicht mehr aufgehört und immer weiter gemacht.

Wie kam es dazu, dass du an dem SDG-Wandbildprojekt in Kigamboni/Dar es Salaam teilgenommen hast?

Ich mach bei der SOSOLYA UNDUGU DANCE ACADEMY in Kampala/Uganda mit und Brother Marc, einer der führenden Kräfte dort, hat mir von dem Projekt erzählt. Marc war im Rahmen der KinderKulturKarawane für ein Jugendprojekt zum Thema Klimawandel in Deutschland und hat dort von dem internationalen Wandbildprojekt in Dar es Salaam erfahren. Er hat mich als Teilnehmer für das Projekt empfohlen und so hab ich dann Kontakt aufgenommen mit den Organisatoren vom Kigamboni Communty Centre in Dar es Salaam.

Was bedeutet Kunst für dich? Glaubst du, dass sich durch Kunst Dinge in der Welt ändern lassen? Und wenn ja – wie?

Kunst bedeutet mir außerordentlich viel. Sie ist ein wichtiges Medium, durch das ich meine Ideen und Gefühle zum Ausdruck bringen und mit anderen Menschen teilen kann. Kunst bringt mich dazu, immer wieder etwas Neues auszuprobieren. Dadurch kann ich mich selber immer mehr entdecken und meine Grenzen ausloten.

Ich denke, Kunst ist eines der wirksamsten Mittel, mit der wir die Welt verändern können. Sie bietet uns die Möglichkeit, unsere Ideen und Gedanken auf eine freundliche und friedliche Weise in die Welt hinaus zu tragen. Als gestaltende Kraft bringt Kunst Menschen von unterschiedlichen Orten zusammen. Indem sie ihre Gedanken künstlerisch mit einander teilen, haben sie die Chance, eigene Meinungen und Haltungen zu den Dingen zu entwickeln. Für mich hat Kunst keine Grenzen und mit den heutigen Social Media Plattformen können Künstler*innen wichtige Themen ansprechen und global verändernd wirken – egal, wo sie grade sind. Durch Zusammenarbeit und gemeinsame künstlerische Projekte können so politische Botschaften und Statements für jeden Menschen auf dem Globus verfügbar gemacht werden.

Kannst du uns bitte noch mehr zu dem Wandbild erzählen? Zum Titel, dem Motiv, seiner Botschaft… Hast du das Bild allein gemalt?

Beim Malen hab ich erstmal überhaupt nicht über einen Titel nachgedacht. Und auch danach hab ich noch einige Zeit gebraucht, bis mir der Titel ‘FUTURE WORLD’ passend schien.
Ich möchte aufzeigen, wie unser Planet als Folge des Klimawandels aussehen wird, wenn wir nicht jetzt handeln und so schnell wie möglich mit der Zerstörung aufhören.

Das Bild zeigt eine ausgetrocknete Lamdschaft mit verdorrten Bäumen, Plastikflaschen, einem Autowrack und einem Menschen, der Luft aus einem gelben Plastikkanister atmet. Solch ein Bild von der Erde hab ich vor Augen, wenn ich an die Folgen der Erderwärmung denke: Genau so eine Welt ohne Pflanzen, ohne Sauerstoff zum Atmen, weil alle Pflanzen tot sind, vergiftet durch Müll, eine Erde ohne Leben. Wie ‚Astronauten‘ werden wir leben müssen, mit Masken und Schutzanzügen. Plastikmaterialien werden das einzige sein, was wir noch haben. Überall wird Plastik sein – wir werden es essen und einatmen, unsere Körper werden von Plastik leben.
Die Vögel und abgestorbenen Bäume weisen darauf hin, dass alles, was wir jetzt tun, nicht nur uns, sondern alle Lebewesen dieser Erde betrifft. Ihr Überleben ist mit unserem verknüpft und wir müssen die Verantwortung übernehmen für alles, was wir getan haben und tun.

Mit dem Bild wollte ich zeigen: So wird unser Planet aussehen, wenn wir nicht sofort anfangen, Teil der Veränderung zu werden. Ich möchte, dass die Menschen über die Natur, die Tiere und die Zukunft nachdenken.

Das Wandbildprojekt war ein Gemeinschaftsprojekt. Wir Künstler haben uns gegenseitig unterstützt und geholfen. Das Bild stammt zum größten Teil von mir, aber es ist nicht so, dass ich es komplett alleine gemalt habe.

Was gibt dir Kraft und inspiriert dich, wenn du an die Zukunft denkst? Und was ist deine größte Sorge?

Ich bin jung – ich hab noch eine Zukunft vor mir. Es liegt in meiner Verantwortung, selber die Zukunft zu sein, die ich mir wünsche: Eine Welt mit sauberer Luft, lebendigen Pflanzen – eine glückliche Welt. Was ich jetzt tue, hat einen Einfluss darauf, wie ich in Zukunft leben werde. Indem ich über Themen wie die Klimakrise male, schaffe ich dafür ein öffentliches Bewusstsein und setze mich so für eine Veränderung ein.

Meine größte Sorge ist, dass es so große Unterschiede im Wissen und Bewusstsein der Menschen und in den Ländern gibt. Viele Menschen denken überhaupt nicht darüber nach, welchen zerstörerischen Einfluss sie mit ihrem Handeln auf das Klima haben. Manche glauben noch nicht einmal, dass der Klimawandel real ist.

Mit meinen Möglichkeiten als Maler sind mir aber in gewisser Weise auch die Hände gebunden und es gibt Dinge, auf die ich keinen Einfluss habe, die ich nicht ändern kann. Wir müssen in dieser Sache alle zusammen arbeiten, wenn wir etwas verändern wollen. Das betrifft auch die Regierungen weltweit. Jeder muss im Rahmen seiner Möglichkeiten seinen Teil leisten – was leider heutzutage nicht der Fall ist. Bis jeder Einzelne realisiert hat, dass die Klimakrise real ist und man etwas tun muss, kann es zu spät zum Handeln sein.

Vielen Dank für das Interview!

Eröffnung des Wandbildes und Konferenz in Dar es Salaam

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